“Liebe”

“Liebe bot mir Willkomm, doch meine Seele schrak zurück,
In Schuld des Staubes, Schuld der Sünde.
Sie aber, flinken Augs merksam, wie ich träg
Den Fuß kaum von der Stelle setzte, Drang näher an mich, zärtlich fragend,
ob mir etwas zu mangeln schien.

Ein Gast, gab ich zur Anwort, würdig dieses Orts.
Und Liebe sprach: Du sollst es sein.
Ich, der ich des Undanks, der Ungüte voll? Ach lieber Freund,
Der nicht dich anzuschauen vermag.
Liebe ergriff mich bei der Hand und sagte lächelnd:
Wer schuf die Augen, wenn nicht ich?

Zu wahr Herr, aber ich verdarb sie nur, laß meine Schande
Dort hingehen, wo sie es verdient.
Und weißt du nicht, spricht Liebe, wer den Tadel auf sich nahm?
Dann will ich, lieber Freund, dir dienen.
Du mußt, spricht Liebe, niedersitzen und mein Mahl genießen.

So setzte ich mich denn und aß.”
(Aus: Seelhöfer 2009, 84)

Georg Herbert (3. April 1593 – 1. März 1633)

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Katholisch und orthodox, das bedeutet:
Vinzenz_von_Lerins Kopie
"In eben jener katholischen Kirche selbst ist mit größter Sorgfalt dafür zu sorgen, dass wir halten, was überall, was immer, was von allen geglaubt wurde. Denn das ist wirklich und wahrhaft katholisch, was, wie der Name und Grund der Sache erklären, alle insgesamt umfasst."
Vinzenz von Lérins
Hl. Johannis von Shanghai
„Nie, nie, niemals lasst euch von irgendwem sagen, dass man, um orthodox zu sein, östlich sein muss. Der Westen war für tausend Jahre voll orthodox, und seine ehrwürdige Liturgie ist viel älter als jede seiner Häresien.“ Hl. Johannes (Maximowitsch), Bischof der ROCOR von Schanghai, Paris und San Francisco (+ 2. Juli 1966).
Orthodoxer Westritus – Heilige Messe (Göttliche Liturgie)
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