Gestern Abend in unserem Stadtkloster. Ich setze mich auf eine der Steinbänke, die rechts und links die Kapelle bis zum Altarraum säumen. An mehreren Stellen trennen kleine, kaum auffallende Spalten die Bänke voneinander.
Meistens gehen ich abends gleich von der Arbeit zur Vesper. Meine SchlĂĽssel zum AufschlieĂźen von Diensträumen trage ich an einer SchlĂĽsselkette, die ich an einer Schlaufe an der Hose befestige. Gestern hat sich diese Kette von mir unbemerkt in der Spalte zwischen den Bänken verklemmt. Als ich zum Eröffnungsruf, “O Gott komm mir zur Hilfe”, aufstehen will, reiĂźt es mich zurĂĽck. Vor Schreck weiĂź ich erstmal nicht, was ich machen soll und muss auch zum Nomini Patris auf der Bank sitzen bleiben. Peinlich. Meine Nachbarin linst irritiert auf mich herab.
Nachdem sich alle gesetzt haben, gewinne ich erstmal wieder etwas Zeit, um darüber nachzudenken, was ich jetzt tue, denn zum Hymnus wird ja wieder aufgestanden. Auf die Vesper kann ich mich wenig konzentrieren, obwohl ich natürlich die Psalmen mitsinge, die Psalmodie hat sich nach rund 10 Jahren schon ziemlich verselbständigt.
Es ist ja irgendwie eher eine skurrile Situation, trotzdem wird mir heiß und kalt. Ich möchte mich vor Scham fast selbst in diese kleine Spalte verkriechen, in der meine Schlüsselkette festgeklemmt ist.
Nach einer gewissen Zeit komme ich immerhin auf die Idee, die Kette möglichst beiläufig von der Hose zu lösen und den Schlüssel aus der Tasche zu ziehen. So kann ich zum Hymnus auch wieder aufstehen.
Am SchluĂź warte ich, bis alle gegangen sind, ziehe einmal kräftig an der Kette, und siehe da, sie ist wieder frei, wenn nun auch in zwei Teile gerissen. Sei’s drum. Wo war eigentlich das Problem?
Herr Jesus Christus, stärke mich im Glauben und in meinem Gottvertrauen, auch in schwierigen Situationen!
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