Königstum und Gottesherrschaft

König der ganzen Erde ist Gott. Jauchzt ihm zu mit lautem Jubel!

Gottesherrschaft und Königtum ist insbesondere im Alten Testament und in den Psalmen ein immer wiederkehrendes Thema. „Der Gedanke der Gottesherrschaft scheint in der Regel in Analogie zu menschlichen Herrschaftsformen“ – und hier eben in erster Linie zum Königtum – gebildet zu sein (Müller 2004, 1) Hieraus wird von einigen konservativen Katholiken der Schluss gezogen, dass die Monarchie gewissermaßen die natürliche Regierungsform christlicher Gesellschaften – und der Monarch quasi das diesseitige Symbol Gottes sei.
Die Abschaffung der Monarchie komme daher der Abkehr von Gott und der natürlichen göttlichen Ordnung gleich.
Einer der beharrlichsten Vertreter dieser Position ist der mit spitzer Feder bewehrte und vielleicht populärste Blogger der katholischen Blogoezese, der Geistbraus-Blogger Martin Johannes Grannenfeld. (Doch so sehr ich seinen Stil und seine Texte schätze, hier kann ich ihm als „linkskatholischer Traditionalist“ auf keinen Fall zustimmen.)

Martin Johannes Grannenfeld schreibt: „Und die ewige Wahrheit lautet nunmal: ‚MIR ist gegeben alle Gewalt im Himmel und auf Erden’. ’MIR’ – dem Einen und Einzigen. Nicht dem Volk. Basta“.
Das lässt sich allerdings auch anders interpretieren: Ihm also ist alle Macht gegeben, Ihm, dem EINEN und EINZIGEN GOTT. Nicht den Fürsten, Kaisern und Königen.
Deutet irgend etwas darauf hin, dass es der Wille des Einen und Einzigen Gottes ist, dass ein Monarch – oder reden wir besser von den Monarchen – dass also die Monarchen hier auf der Erde, Seine, Gottes, Gewalt wahren, ausüben und repräsentieren?
Wäre Christus dann nicht als ein weltlicher Herrscher auf der Erde erschienen, anstatt als armer Wanderprediger, der den Kontakt zu den Armen, Ausgestoßenen und Sündern sucht – und eben nicht zu den Königen, Kaisern und Fürsten? Christus hat nicht mit dem Kaiser um die Herrschaft auf der Erde gestritten, sondern all denen, die ihm folgen und nach seinen Weisungen handeln, dass himmlische Königreich versprochen. Er hat die Sphäre weltlicher Herrschaft von der Sphäre des Göttlichen geschieden: „So gebet dem Kaiser, was des Kaisers ist, und Gott, was Gottes ist.“
Christus hat eine äußerst herrschaftskritische Position gegenüber den Königen, Fürsten und Kaisern seiner Zeit eingenommen, die ihm nicht zuletzt deshalb von Anfang an nach dem Leben trachteten. Und letztlich hat er aus ihrem scheinbaren Sieg, durch seinen Tod, die endgültige Niederlage der Fürsten der Welt besiegelt und den Menschen die Türen zu seinem Himmelreich aufgestoßen.
Er hat die Mächtigen vom Thron gestoßen und die Niedrigen erhöht. Er hat die Hungrigen mit seinen Gaben beschenkt und die Reichen leer ausgehen lassen. Das ist gleichsam die Fülle, mit der Gott die Menschen beschenkt. Die Menschheit als Ganzes ist dazu aufgerufen, sich die Erde untertan zu machen und allein dem einen Gott zu dienen.
Und wenn es denn schon einen geben sollte, der die Gottesherrschaft auf der Erde symbolisiert und dazu berufen ist, das jenseitige Reich Gottes in der diesseitigen Welt zu repräsentieren, dann ist es der von Christus berufene Erste unter den Aposteln, Petrus und seine Nachfolger, beziehungsweise, aus altkirchlicher Perspektive, die in seiner Nachfolge stehenden fünf Patriarchate: 1. das Patriarchat Jerusalem, 2. das Patriarchat Antiochia 3. das Patriarchat Alexandria, 4. das Patriarchat Konstantinopel und 5. das Patriarchat Rom.
Für die westliche Kirche symbolisiert daher kein weltlicher König das Königreich Gottes, sondern allein der Bischof von Rom, also der Papst.
Und das sage ich besten Gewissens als traditionsorientierter Altkatholik.

(Lit. Reinhard Müller: Königtum und Gottesherrschaft. Tübingen 2004)

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