Kreuz (39)

Kreuzigungsikone. Christus am Kreuz

GlĂ€ubige Juden sind dazu angehalten, dass Passah-Mahl so zu feiern, als wĂ€ren sie selbst – persönlich – aus Ägypten herausgefĂŒhrt und befreit worden. Als Christen sollen wir, so wird von vielen Theologen und Kirchenlehrern gesagt, das Passah Christi, also unser Osterfest, nicht wie etwas feiern, was vor 2000 Jahren einmal passiert ist und woran wir uns nun erinnern können, sondern als ein Ereignis, das hier und jetzt, mit uns und fĂŒr uns, passiert.
Gut, mit Christus auferstehen, ja klar. Das wollen wir alle.
Aber auch mit ihm gekreuzigt werden? Der Karfreitag gehört sicher nicht zu den beliebtesten Feiertagen. Unter kirchenfernen Menschen ohnehin nicht. Es herrscht nicht soviel PartylÀrm wie sonst. Tanzveranstaltungen sind verboten. Frei haben wollen alle. Aber einen Tag im Jahr mal auf Party verzichten? Das finden die meisten völlig daneben.
Und wir Christen? Wie ist das mit unserem Kreuz?
Mein Eindruck ist: Wir begehen den Karfreitag und feiern die Karfreitagsliturgie wie einen Trauertag, wie ein Trauerfest. Wir betrauern Christus, sein Martyrium , sein Leiden und seinen Tod am Kreuz.
Und wo sind wir selbst dabei? Sind wir passiv Trauernde? Bleiben wir letztendlich Zuschauer bei all dem? Machen wir uns wirklich klar, warum Christus da am Kreuz leidet?
Wir sind der Grund. Ich bin der Grund. Du bist der Grund. Weil wir uns immer wieder weit von Gott entfernen, uns immer wieder von ihm trennen. Weil wir egoistisch sind. Nicht genug lieben. Nur an uns denken. Anderen Schmerz und Verletzungen zufĂŒgen. Weil wir das Göttliche in uns selbst immer wieder von uns abspalten, anstatt es zu suchen und in uns zum Leben zu erwecken. Darum stirbt Christus. Darum leidet er heute am Kreuz. Gott ist Mensch geworden, hat sich selbst erniedrigt und sich kreuzigen lassen, um uns zu ihm zurĂŒckzufĂŒhren. Nicht die anderen sind daran schuld. Nicht die Römer, nicht Judas, der ihn ausgeliefert hat, nicht der jĂŒdische Klerus, der seinen Kreuzestod gefordert hat.
Wir sind dafĂŒr verantwortlich.
Ich! Du!
Albert Biesinger schreibt in “Christ in der Gegenwart”:

Es hat eine innere Logik, dass der Retter der Welt eben nicht an AltersschwÀche stirbt, sondern als Opfer, getötet am Kreuz: Denn wenn er all das lösen, erlösen soll, was die Menschheit sich gegenseitig angetan hat und auch derzeit antut, wenn er die riesigen Gebirge an Schuld, die die Menschheit aufgehÀuft hat, auflösen will, dann geht dies ganz offensichtlich nur so. Und es ist und bleibt doch ein Gottesgeheimnis.

Und unser eigenes Kreuz? Der Weg zur Befreiung ist nicht der bequemste Weg, das zeigt das jĂŒdische Passahfest und das Passah Christi: das zeigt uns die Befreiung der Welt durch das Sterben Christi am Kreuz.
Welches Kreuz sollst du tragen? Finde es heraus!

Herr Jesus Christus, auch ich gehörte zu denen, die unter Deinem Kreuz standen und dich verspottet haben. Erbarme Dich meiner!

Visited 1 times, 1 visit(s) today

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert