Das wahre Selbst, der eigentliche Kern, der Nukleus des Ichs, Freuds Es und Ăber-Ich transzendierend, transzendierund auch Marxâ Ensemble gesellschaftlicher VerhĂ€ltnisse. Bleibt bei aller Determiniertheit ein nicht in DNA, Sozialem und Gesellschaftlichem auflösbarer ontologischer Rest. FĂŒr den Sozialpsychologen C.R. Rogers besteht das Selbst aus Wahrnehmungen, also aus Abbildungen, Bildern des Wirklichen. Das Selbst konstituiert sich ĂŒber die Sinne, es ist eine Widerspiegelung und bleibt etwas SchimĂ€renhaftes, irgendwie Falsches. Ăhnlich andere sozialpsychologische Theorien, etwa jene, die den Menschen in Rollen auflösen. Marxistisch orientierte Geisteswissenschaftler sehen im Selbst eine Wirkung der höheren NerventĂ€tigkeit, eine sich sinnlich-kognitiv in der tĂ€tigen und schöpferischen Auseinandersetzungen mit der Welt herausformende psychische EntitĂ€t. Immerhin ist dies keine EinbahnstraĂe, das Selbst ist determiniert und determinierend zugleich. Die Geschichte endigt nicht damit, heiĂt es bei Marx,
âsich ins “SelbstbewuĂtsein” als “Geist vom Geist” aufzulösen, sondern daĂ in ihr auf jeder Stufe ein materielles Resultat, eine Summe von ProduktionskrĂ€ften, ein historisch geschaffnes VerhĂ€ltnis zur Natur und der Individuen zueinander sich vorfindet, die jeder Generation von ihrer VorgĂ€ngerin ĂŒberliefert wird, eine Masse von ProduktivkrĂ€ften, Kapitalien und UmstĂ€nden, die zwar einerseits von der neuen Generation modifiziert wird, ihr aber auch andrerseits ihre eignen Lebensbedingungen vorschreibt und ihr eine bestimmte Entwicklung, einen speziellen Charakter gibt – daĂ also die UmstĂ€nde ebensosehr die Menschen, wie die Menschen die UmstĂ€nde machen. Diese Summe von ProduktionskrĂ€ften, Kapitalien und sozialen Verkehrsformen, die jedes Individuum und jede Generation als etwas Gegebenes vorfindet, ist der reale Grund dessen, was sich die Philosophen als “Substanz” und “Wesen des Menschen” vorgestellt (haben).”
Das Innere ist das ĂuĂere, und das ĂuĂere kommt von Innen, lieĂe sich folgern, wobei die Hierarchie der Aussage von Bedeutung wĂ€re. Vielen religiösen Auffassungen allerdings liefe dies zuwider, um das wahre Selbst, das Wesen zu finden, mĂŒssten ihnen zufolge die Schichten des ĂuĂeren wohl erst entfernt werden wie die Schalen einer Zwiebel. Die Zwiebel indes hat keinen Kern. Wie auch immer, wird hier der unauflösbare Antagonismus zwischen Materialismus und Transzendenz offenbar?
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