Der folgende Text ist eine altkatholische Reaktion auf meinem Beitrag über Queere Theologie unter dem Titel Dekonstruiertes Christentum Nachzulesen unter: https://notizblaettchen.de/2025/10/12/queer-theologie-dekonstruiertes-christentum/
„nun habe ich alles gelesen und auch verstanden, dass Du hier unter Pseudonym schreibst.
Das Buch von Herrn Krebs kenne ich natürlich nicht (und plane auch nicht, es zu lesen, dazu s.u.), deswegen kann ich natürlich letztlich nicht abschließend beurteilen, inweiweit Du da auf die Argumentation eingehst.
Was ich wahrnehmen ist dies: Du legst eine wenigstens in der römisch-katholischen Kirche klassische Position dar, und warum diese dem queeren Ansatz widersprichst. Was ich jedenfalls für mich nicht erkennen kann, ist eine irgendwie geartete Argumentation, warum das eine richtig und das andere falsch ist.
Denn: Du sagst da: “Das Christentum ist „heteronormativ“”.
Ich würde aber sagen: die Bibel erzählt in einem heteronormativen Kontext (der ja auch über tausende von Jahren so gesellschaftlich gegeben war und sich erst jüngst verändert). Ob es aber Teil des Glaubenslebens, ja also des Weges zu Gott, ist, sich heteronormativ zu verhalten und fürderhin eine nicht heteronormative Verhaltensweise eine Abkehr von Gott darstellt, würde ich als wenigstens nicht offensichtlich bezeichnen. Aus meiner Sicht ist das etwas, was man sicherlich glauben kann, was aber gleichwohl weder eindeutig noch zentral genug ist, um ihm einen dogmatischen Charakter zu verleihen.
Dazu vielleicht einen kleinen Exkurs zu meiner Sicht auf Dogmen:
Ja, es gibt solche! All das, was da in den Glaubensbekenntnissen geschrieben steht, das sind wahre Dogmen. Nach meiner Wahrnehmung hat aber speziell die römisch katholische Kirche und besonders seit dem ersten Vaticanum angefangen, viel zu viele Dinge zu Dogmen zu erheben, die nun wirklich alles andere als zentrale Glaubensinhalte sind. Und nach meiner Wahrnehmung verwäscht das die eigentlich wirklich wichtigen Dinge (s. Glaubensbekenntnisse), weil es nicht mehr sauber zwischen zentral und nebensächlich trennt. Und sogar Dinge zu Dogmen erhebt, bei denen vielleicht in Zweifel gezogen werden kann, ob ein “anders glauben” einen denn wirklich von Gott trennt. (Z.B. dass es keine Erlösung jenseits der römisch katholischen Kirche gibt…) Und In diesem Sinne halte ich die “Überdogmatisierung” für schädlich, ja, fast genau so schädlich wie das “Phänomen der Gegenseite”:
Du schreibst da in Deinem Artikel etwas von dem Problem der Verdiesseitung des Glaubens. Und in dem Punkt möchte ich Dir aus ganzem Herzen zustimmen. Heutzutage scheinen mir viele dazu zu neigen, letztlich alles um sich herum zu arrangieren, und am Ende sogar auch Gott. Nichts ist wichtiger, als dass alles dem eigenen Ego wohlgefällig ist. Werbung, Gesellschaft, Politik und ja, teilweise sogar die Kirchen befördern diese Geisteshaltung noch. Und an der Stelle stimme ich zu: ja, genau das trennt uns von Gott, verschließt uns für sein Wort und hält uns in der Welt gefangen. Dieser Tendenz muss man entgegentreten!
Und ich gestehe gerne zu, dass auch ich wenigstens in Teilen dessen, was da in der Queer-Bewegung in den Kirchen geschieht, die Befürchtung habe, dass es da letzten Endes nicht um die eigene Beziehung zu Gott geht, sondern darum, von anderen akzeptiert zu werden, ja eventuell gar, die Akzeptanz durch Gott letztlich einzufordern.
Aber das kann wohl keiner von uns armen Sündern. Letzten Sonntag hat Oliver ja zu dem betenden Pharisäer und dem betenden Zöllner gepredigt. Wie schön es passt!
Aber: wenn da ein gläubiger Mensch damit hadert, dass er oder sie sich halt zu einer gleichgeschlechtlichen Person hingezogen fühlt, und sich fragt, ob dies von Gott trennt, hat es für mich seine volle Berechtigung, wenn die Gott suchende Seele sich mit diesen Fragen auseinandersetzt. Und wenn ein Theologe auf dem Weg zu Gott Hilfestellung geben möchte, dann halte ich auch das für legitim.
Wenn auf der anderen Seite eine ganze Bewegung für sich einfordert, dass man nun bitte ein für alle mal und offiziell festzustellen habe, dass ihre eigenen Bedürfnisse wichtig sind und Gott die nun mal so hinzunehmen habe, sehe ich da ein Problem.
Aber Du merkst vielleicht den Tenor meiner Argumentation: es geht mir immer darum, ob man Gott sucht und nur die eigene Bestätigung. In die letztgenannte Falle können sowohl queere Personen als auch kirchliche Autoritäten fallen. Demut ist für mich das Gebot der Stunde.
Zurück zu der Diskussion: eine große öffentliche Diskussion geht für mich eben über die persönliche Gottsuche hinaus. Das laute Einfordern der eigenen Beachtung lehne ich ab. Auf der anderen Seite sehe ich aus der Dogmatik-Problematik heraus keine Position, queere Menschen rundheraus als sündig zu verurteilen. Kann die empfundene gleichgeschlechtliche Liebe sakramentalen Charakter weil der/die Liebende hierin das unwiderrufliche Wirken Gottes erkennt? Tja, gute Frage. Aber wenn ich davon aus gehe, dass Gott einen Menschen jedenfalls nicht bewusst sündigt erschafft… wer weiß…
Jedenfalls möchte ich den Stab darüber nicht brechen. Und in dem Sinne halte ich die Diskussion von einer kritischen Position heraus auf der einen Seite als nicht fruchtbringend und auf der anderen Seite gibt man da einer Nebensächlichkeit einen Raum, den sie eigentlich gar nicht verdient, weil sie eben etwas persönliches und nicht öffentliches sein sollte.
Zu der Ablehnung: ich nehme an, dass ich den redigierten Artikel gelesen habe. Wenigstens den Satz “Sie gehört auf die akademische Spielwiese des Gender-Mainstreaming-Seminars und nicht an eine theologische Fakultät.” finde ich auch … sagen wir mal problematisch, zumal in der Absolutheit, in der Du da formulierst. Ich glaube, wenn DU mehr herausarbeitest, dass das, was Du da darstellst, wenigstens eine klassische Sichtweise biblischer Texte ist und insoweit unvereinbar mit dem Buch von Herrn Krebs ist, wäre es wenigstens deutlich weniger angreifbar.
Alles, was wir als Glaubenswahrheit begreifen, ist doch letztlich immer nur persönliche Überzeugung. Denn: welcher Mensch vermag den Willen des Herrn zu ermessen? Wir tun gut daran, uns nicht anzumaßen, darüber zu bestimmen. (Und das würde ich übrigens in dieser Diskussion beiden Seiten ans Herz legen ;)Gott befohlen! Herzliche Grüße,





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