Warum „Christen heute“ meinen Beitrag zur Queer-Theologie nicht drucken will!

Nachricht von der Redatktion der alt-katholischen Bistumszeitschrift vom 07. Oktober 2025

”Lieber Herr von Beck,
da bald klar war, dass Ihr Beitrag im November wegen Überfülle keinen Platz mehr finden würde, habe ich erst jetzt angefangen, ihn zu redigieren. Beim genauen Lesen bin ich über etliche Stellen gestolpert.
Sie greifen Andreas Krebs in einem Ton an, den ich sehr fragwürdig finde.
– So machen Sie aus der Aussage seines Rezensenten gleich zu Beginn, die Lesarten der Bibel und die Tradition seien zu rekonstruieren, gleich eine Rekonstruktion des Christentums, was ja auch in die Überschrift eingegangen ist. Das gibt der zitierte Satz aber gewiss nicht her.
– Sie bezeichnen Krebs‘ Argumentation als „akademisch-argumentativen Winkelzüge“. Das ist nicht sachlich, sondern geringschätzig.
– Die Behauptung, queer sei ein Gegenentwurf zum christlichen Menschenbild ist ebenfalls polemisch und nicht sachlich.
– In der Rede von „sogenannter“ queerer Theologie geht die unsachliche Herabwürdigung weiter.
– Dann die Behauptung, queere Theologie sei antagonistisch, also wohl wider-göttlich, und damit antichristlich – noch so ein Rundumschlag statt inhaltlicher Auseinandersetzung.
– Die Aussage, der Ansatz von Krebs habe in der Theologie nichts zu suchen, ist ebenfalls ein starkes Stück.

So stellt sich natürlich die Frage, wie Sie Ihre abwertenden Thesen begründen. Um einem Theologieprofessor absprechen zu können, dass er Theologie treibt, und ihm Widergöttlichkeit zu unterstellen, braucht es ja schon gute Argumente. Aber wenn ich genau auf die Begründung schaue, ohne mich von wohlklingenden Worten und den Angriffen ablenken zu lassen, stelle ich fest: Die Begründung reduziert sich eigentlich auf „Es steht so in der Bibel“.
In diesem Fall müssten Sie aber eine andere Diskussion führen, nämlich die, ob die Bibel wörtlich zu nehmen ist oder nicht, ob historisch-kritische Lektüre legitim ist oder nicht, wie normativ Bibelworte sind u. ä. Krebs‘ Thesen wären dann nur Beispiele für „falsche“ Exegese.

Ich war durchaus gewillt, im Interesse der Vielfalt einer traditionelleren Position in Christen heute Raum zu geben, das wissen Sie ja. Aber einen solchen Ton möchte ich nicht in der Kirchenzeitung haben. Inhaltliche Auseinandersetzung ja, persönliche Abwertung nein. Ich möchte ausdrücklich dafür um Entschuldigung bitten, dass meine Kritik so spät kommt und ich Ihren Beitrag nicht schon damals genau gelesen habe, als Sie mir die Langfassung geschickt haben. Leider ist es mir erst jetzt klargeworden.”

Eine Antwort: Es steht so in der Bibel

Lieber (Name entfernt) ,
vielen Dank für die Rückmeldung und Klarstellung.
In der Tat bin ich der Auffassung, dass die Aussage, „Gott sei queer“ oder ließe sich „queer sehen“, ein Angriff auf den überlieferten Glauben, ein Angriff auf die Kirche und tendenziell blasphemisch ist. Die sogenannte Queer-Theologie setzt eine Queer-Anthropologie voraus und richtet sich daher direkt gegen die Wurzeln des biblischen Gottes- und Menschenbildes. Diesen Kontext habe ich in meinem Text ausführlicher beleuchtet und in den Mittelpunkt gestellt und damit ist meiner (ich bin Soziologe, kein Theologe) Auffassung nach Sinn und Stoßrichtung des Ansatzes der Queer-Theologie ausreichend hermeneutisch durchdrungen. Insofern ist die Aussage, „das steht so in der Bibel“, vielleicht gar keine schlechte Quintessenz, hinzuzufügen wäre, dass dies auch in der Vätertradition deutlich zum Ausdruck kommt. Bemerkenswert, dass das als kritikabel und defizitär wahrgenommen wird. Einige Spitzen meines Texte verstießen wahrscheinlich gegen das Liebesgebot, Gott möge mir diese Sünde vergeben. Ich habe diese Passagen, so gut ich es konnte, entfernt, ohne die Kernaussage des Textes dadurch entscheidend verändern zu müssen. Bei Interesse kann die letzte Fassung auf www.notizblaettchen.de nachgelesen werden. Ich denke aber, dass dies nichts an der grundsätzlichen Entscheidung gegen den Text in Christen heute ändern wird (ich lasse mich hier gern korrigieren). In Christen heute erscheint eine Vielzahl von Texten, die einer theologisch-akademischen Bewertung kaum standhalten dürfte. Verlangt wird das daher wohl dezidiert von Textangeboten, in denen Schrift und Tradition verteidigt werden. Ich nehme das so zur Kenntnis.
Ich bedanke mich für das Lesen und die Mühe, die Sie sich mit dem Text gemacht haben.
Beste Grüße von Schorsi von Beck

Mit freundlichen Grüßen

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