Wie logisch ist die neoliberale Logik?
These 1
“Wenn der Produzent die Arbeit an seinem Produkt beendet hat, ist er höchst bestrebt es sofort zu verkaufen, damit der Produktwert nicht sinkt. Nicht weniger bestrebt ist er, das daraus eingesetzte Geld zu verwenden, denn dessen Wert sinkt möglicherweise ebenfalls.
Da die einzige Einsatzmöglichkeit für das Geld der Kauf anderer Produkte ist, öffnen die Umstände der Erschaffung eines Produktes einen Weg für andere Produkte.” (Traité d’economie politique)
Jean-Baptiste Say (1767 – 1832)
Und wozu braucht man Produkte? Um sie zu konsumieren. Aber irgendwie auch wieder nicht.
These 2
Der Unternehmer ist kein privater Konsument, sondern ein Makler von Gütern und Dienstleistungen. Der Inhaber einer Reinigungsfirma beschäftigt die Reinigungskräfte nicht in seinem Haushalt, sondern bietet anderen Haushalten Dienstleistungen an.
Morgenländer am 30. April 2013
Also wie nun?
Wir gestehen ein, dass der Unternehmer, oder wenn man so will, der Kapitalist, versucht, sich von einem übersättigten Markt zurückzuziehen und sich auf einem anderen zu präsentieren, um Produkte, hier: Produktionsmittel, mit seinem verdienten Geld zu kaufen und die eigenen Produkte wieder zu verkaufen. Denn soviel war ja bereits klar: Der Unternehmer will das Geld, ob er es mit Bauklötzen oder Brötchen verdient, ist ihm völlig schnuppe. Nur funktioniert diese Neuorientiertung meist nicht ohne Friktionen. Wir haben also zunächst den gesättigten Markt, vulgo: die Überproduktionskrise. Die Wirtschaft läuft nicht mehr rund. Bis die Neuorientierung gelungen ist, dauert es eben ein Weilchen. Und dann kann das Spiel von neuem losgehen, um dem Jean-Baptiste Say zu seinem Recht zu verhelfen.
No Responses