Beten – lohnt sich immer!

„Wenn et Bedde sich lohne däät, wat meinste wohl, wat ich dann bedde däät, bedde däät“. Im Jahr 1982 waren diese Zeilen des Lieds „Wenn et Bedde sich lohne däät” erstmalig auf dem neu veröffentlichten BAP-Album „Von drinne noh drusse” zu hören. Sänger und Chef der Band war – und ist noch heute – der im Jahr 1951 in Köln geborene Wolfgang Niedecken.
Niedecken stammt aus einem katholischen Elternhaus, in einer Talkshow berichtet er, wie sehr sein Vater darunter gelitten habe, dass er als wiederverheiratet Geschiedener nicht mehr zur Kommunion gehen durfte. In der gleichen Talkshow hat Niedecken hat davon erzählt dass er als Schüler in einem katholischen Internat von einem Geistlichen, der auch sein Beichtvater war, misshandelt worden sei.
Und so ist Niedecken wohl irgendwann das Gottvertrauen und die Erfahrung der heilsamen Wirkung des Betens abhanden gekommen. Das ist schade, sind es doch alles sehr ehrenwerte Anliegen, die er da besingt und um die er beten würde, wenn. Niedecken vertritt in seinem Lied eine weit verbreitete Vorstellung vom Beten. Beten ist darin gleich bitten, und wenn das Erbetene sich nicht erfüllt, ist das Beten eben sinn- oder erfolglos gewesen. Als sei das Beten so etwas wie eine Bestellung, die man bei Gott aufgibt und abwartet, dass sie geliefert wird.
Bittgebete haben ihre Berechtigung. Aber in erster Linie geht es beim Beten darum, sich auf Gott hin auszurichten, die Beziehung zu Gott zu suchen und sich ganz auf Ihn hin zu orientieren. Das ist manchmal sehr schwer, weil wir den Kopf nicht frei kriegen von unseren Alltagsangelegenheiten, Verpflichtungen, Gedanken und Gefühlen. Aber Beten ist der Versuch, all das für die Zeit des Gebets loszuwerden und sich ganz dieser anderen Dimension, dieser anderen Wirklichkeit, dem Dreieinigen Gott hinzugeben. Beten ist so etwas wie das Bemühen, in Beziehung zu treten, sich auf Gott hin zu öffnen.
In der Ostkirche wird insbesondere von den Mönchen regelmäßig das Herzensgebet praktiziert. Der Betende versucht, innerlich still und leer zu werden, sich von allem Störenden zu befreien und einen inneren Raum für die Anwesenheit Gottes zu schaffen. Dazu dient dem Betenden das Gebetswort, das er permanent leise oder in Gedanken vor sich hin spricht. Beispielsweise: „Herr Jesus Christus, Du Sohn Gottes, erbarme Dich meiner“. So wird, wenn wir diese große Gnade erfahren dürfen, Jesus Christus durch das Gebetswort im Betenden gleichsam wieder neu präsent. Aber diese liebende Begegnung ist immer ein Geschenk, wir können und dürfen sie nicht erzwingen, wir können nur versuchen, ihr den Boden zu bereiten. Manchmal öffnet sich dann ein kleiner Spalt der Tür zum Göttlichen, zum Himmelreich – und ein kleiner Widerschein der brennenden Liebe, die hinter dieser Tür liegt, scheint zu uns und in uns durch. Das kann eine überwältigende Erfahrung sein und lässt uns etwas von der ungeheueren Größe und Liebe Gottes erahnen, auf die sich unsere ganze Sehnsucht richtet.
Beten lohnt sich immer!

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