Das Ehesakrament, die Alt-Katholiken und ich

Auf der letzten Bistumssynode der deutschen Alt-Katholiken im Oktober letzten Jahres ging es um die Frage, ob man homosexuellen Lebensgemeinschaften in Zukunft das Ehesakrament spenden solle. Die allgemeine Situation in der alt-katholischen Kirche schien das herzugeben, sind doch der Lehrstuhl fĂŒr alt-katholische Theologie und wohl auch die Synodalvertretung fest in der Hand der Modernisten-Lobby.

SelbstsĂ€kularisierung mit HintertĂŒrchen

Dass es im Oktober 2018 noch nicht zu einer Entscheidung gekommen ist, liegt an Bischof Matthias Ring: Der Bischof befĂŒrchtet eine Spaltung in der Utrechter Union, wĂŒrden die deutschen Alt-Katholiken hier ohne Absprachen mit den anderen Mitgliedskirchen vorpreschen, wie sie es in den 1990er Jahren in der Frage der Frauenordination taten.
Jetzt soll es also Konsultationen in der Utrechter Union geben. Dann will man auf einer der nĂ€chsten Synoden zu einer Entscheidung kommen. Wie bekannt wurde, denkt Bischof Ring an eine Lösung, die einen gemeinsamen Ritus fĂŒr Eheschließung und Segnung gleichgeschlechtlicher Lebensgemeinschaften vorsieht, ohne hier genau zu definieren, ob man das im Falle homosexueller Lebensgemeinschaften als Sakrament ansieht oder nicht. SelbstsĂ€kularisierung mit HintertĂŒrchen, sozusagen.

Ich habe mich im letzten Jahr gefragt, ob fĂŒr mich jetzt nicht ein Punkt erreicht ist, die alt-katholische Kirche zu verlassen. Aus verschiedenen GrĂŒnden entschied ich mich dagegen und habe meine tranditionsorientiert-orthodoxe Position an verschiedenen Stellen zu Gehör gebracht. Unter anderem auch in einem Beitrag fĂŒr das alt-katholische Periodikum Christen heute. 

Ich wurde im Sommer sogar ermutigt, meine Position noch einmal öffentlich zu erlĂ€utern. Nachdem der Beitrag jedoch bis auf wenige Ausnahmen nur negative Reaktionen ausgelöst hat und auch von denen, die mich ermutigt haben, kaum UnterstĂŒtzung kam, frage ich mich, ob ich hier nicht in erster Linie das traditionalistische Feigenblatt fĂŒr die Abwicklung katholischer und orthodoxer Positionen bei den Alt-Katholiken abgeben sollte.

HomosexualitÀt und Kirche

Die Kirche muss sich natĂŒrlich dafĂŒr einsetzen, dass Homosexuelle nicht abgewertet und erniedrigt werden, ihnen die Barmherzigkeit und die Vergebungsbereitschaft Gottes zusprechen, sie kann aber nicht aus etwas in Schrift und Tradition Verurteiltem etwas Heilsspendendes machen. Damit betrĂŒgt sie die Menschen und geht auf vollen Einsatz bei der Wette um ihr Seelenheil.

Nein. Das geht nicht! Damit verlĂ€sst die Kirche katholisches Terrain. Der Abt eines orthodoxen Klosters hat mich kritisch daraufhin gewiesen, dass schon meine Zustimmung zur Segnung homosexueller Partnerschaften problematisch ist. Das fĂŒhre ja bereits hin zur vermeintlichen Heilswirksamkeit solcher Partnerschaften. Im Prinzip hat er Recht. Aus Angst davor, der Homophobie geziehen oder bezichtigt zu werden, zu „…hassen mit einem LĂ€cheln im Gesicht“, (Christen heute / Ausgabe MĂ€rz 2018) habe ich mich angepasst und meine Aussagen abgeschwĂ€cht und damit vielleicht auch ein StĂŒck weit falsch Zeugnis geredet.

Nicht mehr alt-katholisch?

Wahrscheinlich ist die derzeitige Entwicklung indes nur folgerichtig. Jeder bedient sein Klientel eben so gut er kann. Und das Klientel der Alt-Katholiken besteht ganz wesentlich aus jenen, die mit dem Katholizismus (wozu ich auch die Orthodoxie zĂ€hle) nicht klarkommen aber dennoch nicht ganz auf ein wenig katholisches Drumherum verzichten wollen. Das fĂŒhrt dann am Ende aber eher zu katholischem Schein als zu katholischem Sein.
Wie auch immer. Ich will nicht mehr hadern. Ich glaube, ich gehöre einfach nicht mehr dazu. Wenn das alt-katholisch ist, was die alt-katholische Kirche auf weiten Strecken darstellt, dann bin ich nicht mehr alt-katholisch.
Vielleicht ist das so. Wahrscheinlich ist das alles mein Problem und nicht das der Alt-Katholiken. Mit dieser Kirche identifiziere ich mich in weiten Teilen nicht mehr. Schon aber mit meiner Gemeinde in Hannover und ihrem Pfarrer, in der ich wieder zum Christentum zurĂŒck gefunden und den Katholizismus in einer orthodoxen AusprĂ€gung kennengelernt habe. Diese Verbundenheit wird bleiben.
Was sonst wird? Ich weiß es im Moment nicht!

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