Flashmob für jüdisches Leben

Mann mit Kippa und Israel-Fahne
Für ein buntes jüdisches Leben in Hannover haben gestern knapp 100 Teilnehmer eines Kippa-Flashmobs in der Hannoverschen Innenstadt demonstriert.

Mit der traditionellen jüdischen Kopfbedeckung Kippa, Israel-Fahnen und jüdischer Musik demonstrierten sie für ein vielfältiges jüdisches Leben. Vor allem nach dem Gaza-Krieg im vergangenen Jahr habe es “wüste antisemitische Ausfälle” gegen Juden gegeben, sagte Initiator Monty-Maximilian Ott von der Deutsch-Israelischen Gesellschaft in Hannover. An der Demonstration beteiligten sich auch Landtagsabgeordnete von SPD und FDP. Befürchtete Provokationen von Rechtsextremisten blieben aus. (NDR.de)

Eigentlich sollte es selbstverständlich sein, dass „vielfältiges jüdisches Leben“ in deutschen Städten wieder seinen festen Platz hat – zumal nach der jüdischen Immigration aus den GUS-Staaten in den 1990er-Jahren.
Aber weil dafür demonstriert werden muss, ist es leider nicht selbstverständlich. Und das ist ein Skandal, der als solcher scheinbar nur von einer Minderheit wahrgenommen wird. Oder wo sind die 1500 Kundgebungsteilnehmer, die Anfang des Jahres in Hannover gegen Pegida und Hagida auf die Straße gegangen sind? Warum fehlen sie bei einer Demonstration für jüdisches Leben in Hannover?

Nein, hinsichtlich des jüdischen Lebens hier und anderswo in Deutschland herrscht eben keine Normalität. Dass eine von der Polizei bewachte Demonstration von etwa 100 Kippa tragenden Menschen unbehelligt von antisemitischen Übergriffen durch die hannoversche Innenstadt ziehen kann, wird bereits als Erfolg verbucht. Das ist wahrhaftig kein Ruhmesblatt für die deutsche Gesellschaft, 70 Jahre nach dem deutschen Massenmord an den europäischen Juden.

Normalität gibt es erst dann, wenn ein oder zwei Kippaträger auch sicheren Fußes durch Hannovers Nordstadt oder den Sahlkamp spazieren können. Wer möchte es einmal ausprobieren?

Vielleicht sollte der nächste Kippa-Flashmob genau an jenen Orten stattfinden. Und dann hoffentlich nicht nur mit 100 – sondern mindestens mit 1000 Teilnehmern! Denn die werden wir dort brauchen, fürchte ich.

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