Mut zur Askese! (3)

Mut zur Askese
Warum fasten wir, die katholischen und orthodoxen Christen, eigentlich? Von unserer kirchenfernen Umwelt wird man, wie mir scheint, in der Regel dafĂŒr eher bemitleidet. Der Ärmste, jetzt darf er schon wieder kein Fleisch und keine SĂŒĂŸigkeiten essen und nicht mal ein GlĂ€schen Bier oder Wein trinken.
Irgendwie sind wir an dieser Sichtweise auch selber schuld: Manche/r Katholik/in, der oder die aus Kirchendisziplin fastet, mag sich vielleicht manchmal selbst etwas bemitleiden. “Okay, verzichten wir halt ein paar Wochen mal auf das eine oder andere, wenn es Vorschrift ist und Gott es so will”. Im Mittelalter hat man gern auch mal zu faulen Tricks gegriffen, damit man um das Fasten herum kommt: Biberfleisch gegessen, zum Beispiel, weil Biber kommen aus dem Wasser und was Wasser aus dem Wasser kommt, Fisch, ist erlaubt. Zu Recht haben die Reformatoren dieses Spektakel dann schließlich als Farce angeprangert. So eine Art Fasten machte und macht wirklich keinen Sinn.
Man sollte das Ganze mal aus einer anderen Perspektive betrachten: Jetzt beginnt die schönste und optimistischte Zeit des Jahres, pflegt unser Pfarrer anlĂ€ĂŸlich der Eucharistiefeier zu Aschermittwoch sinngemĂ€ĂŸ immer zu sagen: denn in dieser Zeit soll uns bewusst werden, dass Gott uns fĂŒr fĂ€hig hĂ€lt, umzukehren, uns neu zu finden und wieder aufs Neue seine, Gottes Gnade zu erfahren.
Ja, wir fasten nicht, weil wir uns irgendetwas verbieten sollen, sondern um uns neu auf Seine Gegenwart hin ausrichten, uns zu fragen, wie es um unsere Beziehung zu Gott denn aktuell steht und wenn nötig, auch etwas in unserem Leben zu verÀndern. Gott traut uns das zu: wir können das!
Der orthodoxe Priester und Leiter eines geistlichen Zentrums im Elsaß, Alphonse Goettmann, sagt: Das Fasten “macht reinen Tisch, und stellt uns plötzlich unsere Neigungen vor Augen. Indem wir sie nicht lĂ€nger von außen ernĂ€hren, erfahren wir die alten Offenbarungen im Innern: All unsere WĂŒnsche sind nichts als LĂ€rm und LĂŒgen; in Wirklichkeit hungern wir nicht nach Brot, sondern nach Gott. In all unserem Sehnen steckt das einzige Sehen nach Gott. (…) Durch das Fasten öffnen wir uns zum Leben im Geist, zur immerwĂ€hrenden Danksagung, denn alles ist ein Geschenk von Gott.”
Wir sollten das Fasten daher weniger als Verzicht und vielmehr als Chance begreifen. Nur dann macht das Fasten wirklich Sinn, wenn es uns hilft, unsere Beziehung zu Gott zu stÀrken und uns auch auf die Kraft Gottes in uns selbst zu konzentrieren.

Großer Gott, wir sind zu oft gefangen in unseren falschen Leidenschaften, die uns von Dir trennen. Hilf uns, sie zu ĂŒberwinden und in der Fastenzeit einen neuen Anfang in Dir und mit Dir zu finden. Gib uns die Kraft, die Fastenzeit zu einer wirklichen Zeit der Erneuerung werden zu lassen. Hilf uns, zu den Menschen zu werden, die wir nach Deinem Willen sein sollen. Lass uns die Fastenzeit nicht als eine Zeit der Versagung , sondern als eine Zeit der Freude erfahren, in der wir uns Dir und Du Dich uns neu schenkst.

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