Heiliges Leben (14)

Ein heiliges Leben. Was bedeutet das eigentlich, konkret?
Der Begriff heilig bezeichnet etwas VerehrungswĂŒrdiges und leitet sich von dem Substantiv Heil ab. Heil, also ganz werden, ganz unser Selbst entfaltend, gewissermaßen, können wir letztendlich nur durch unsere Beziehung zum Göttlichen, zum Urgrund allen Seins und allen Lebens, zu dem Erde, Himmel und Kosmos transzendierenden Geist, der ĂŒber allem und in allem, also auch in uns selbst, wirkt. Heiligkeit geht von Gott aus und kann nur durch die NĂ€he zu Gott entstehen. Wer in den Bannkreis von Gottes Heiligkeit gerĂ€t, wird durch Seine NĂ€he selbst geheiligt. Ganz in Gott und mit Gott im eigenen Selbst zu leben, ist das Ziel des Mönchtums, dass wahrscheinlich im orthodoxen Mönchstum am deutlichsten zum Ausdruck kommt. Die Orthodoxie spricht von der Vergöttlichung des Menschen.
Die Sehnsucht, die wir in uns spĂŒren, und leider oft gar nicht genau definieren können, ist gewissermaßen die Gravitationskraft Gottes Heiligkeit. So können und mĂŒssen auch wir, die in der Welt und nicht in monastischer Abgeschiedenheit lebenden Menschen, die NĂ€he Gottes suchen, um uns immer mehr von seiner Heiligkeit anziehen zu lassen, um immer mehr zu einem Zustand zu gelangen, in dem das Göttliche in uns selbst sich entfalten kann.
Das ist in der Welt mit ihren falschen Versprechungen und oberflĂ€chlichen Ablenkungen schwieriger als im Mönchtum. Aber wenn wir heil werden wollen, dann mĂŒssen wir diesen Weg gehen.
Die Fastenzeit ist also nicht zuletzt auch eine Zeit der intensiven PrĂŒfung. Wir stellen unser Leben auf den PrĂŒfstand, um das zu entdecken und zu Ă€ndern, was uns von Gott trennt, was uns hindert, seiner Heiligkeit teilhaftig zu werden; zu erkennen, was uns vom Göttlichen in uns selbst trennt.

GĂŒtiger Gott, lass mich immer mehr Deines Heils teilhaftig werden. Lass mich erkennen, was mich von Dir trennt. Schenke mir die Kraft zur VerĂ€nderung. Zieh mich in den Bann Deiner Heiligkeit!

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